Die Gerhard-Faber-Stiftung von Waxweiler
Pfarrer gründete eine bedeutende Studienstiftung per Testament im Jahr 1703
Waxweiler
Eine der ältesten Pfarreien der Eifelregion ist die Urpfarrei Waxweiler. Nach einer Sage um den hl. Willibrord und den Ursprung der Echternacher Springprozession gab es dort schon um das Jahr 728 eine Kirche. Diese ist erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 943 im Goldenen Buch der Abtei Prüm. Seit jeher wirkten darin viele verdienstvolle Pfarrer, namentlich bekannt ab dem Jahr 1331. Einer der Eifrigsten und Hervorragendsten war Dechant Gerhard Faber, der über 50 Jahre in der Pfarrei Waxweiler aktiv war. Er war es, der im Jahr 1703 per Testament eine bedeutende Studienstiftung gegründet hat, die heute noch Bestand hat.
Der Stifter
Das Werk
Dem Dechant gelang der Erwerb eines ansehnlichen Besitzes an Ländereien und Wäldern. Sein Werk war 1681 die Errichtung einer Christenlehrbruderschaft, 1690 die Stiftung einer Frühmesse in Waxweiler (Benefizium zu Ehren der hl. Anna) sowie im Testament vom 7. April 1703 die Errichtung einer äußerst bedeutsamen Stiftung nach seinem Tod: Die Faber’sche Studienstiftung. In seiner selbst verfassten Grabinschrift beschreibt er, angelehnt an die Biographie des hl. Bernhard von Clairvaux, Patron der Bienen und Wachszieher, dass er der Kirche zurückgebe, was sie ihm geliehen habe. Faber stiftete sein im Dienst der Kirche erworbenes Vermögen zurück für weitere kirchliche Zwecke. Er bedachte diverse Kirchen und Kapellen sowie Ordensgemeinschaften und Sakramentsbruderschaften. Den größten Teil seines Vermögens verwandte Gerhard Faber für seine Studienstiftung. Einige Jünglinge aus den Familien seiner Geschwister aus Arzfeld, Orlenbach, Dahnen, Prüm und Lauperath sowie aus der Pfarrei Waxweiler sollten durch Zahlung von Stipendien die Möglichkeit erhalten, die Kosten ihres Theologiestudiums mitfinanzieren zu können. Kurator war der jeweilige Frühmesser bzw. Inhaber des St.-Annen-Benefiziums. Das Testament bestimmte zudem, dass jedes Jahr im April ein Gedächtnisgottesdienst für Gerhard Faber, seine Angehörigen und Wohltäter zu halten sei. Zu dieser Stiftungsmesse sollten dann Brote gebacken und an die Armen der Pfarrei Waxweiler und Umgebung verteilt werden. Lange Jahre wurde dies im Hof des Pfarrhauses praktiziert. Später fanden sich auch die Kinder von Waxweiler zur Brotverteilung ein, welche bis 1934 erfolgte. In den Nachkriegsjahren wurde das Wiederaufleben dieser Testamentsbestimmung gewünscht. Dies erfolgte, wenn auch der materielle Notstand nicht mehr vorhanden war. Aus der ursprünglichen testamentarischen Bestimmung entwickelte sich ein Brauchtum, welches noch heute Anwendung findet in der alljährlichen Stiftung der Martinswecken, die nach dem Martinszug in Waxweiler verteilt werden. Ebenso werden auch noch Stiftungsmessen gehalten, so beispielsweise zur alljährlichen Vogelstimmenwanderung an der Napoleonseiche mit anschließendem Frühstück im Stiftungswald bei Mauel.
Der neue Verwaltungsrat
Die Folgejahre
Pfarrer Hugo Friedrich Schwickerath, eine weitere ehrenhafte Persönlichkeit der Pfarrei Waxweiler und Pfarrer dort von 1829-1847, ordnete in seiner Dienstzeit sämtliche Dokumente der Pfarrei und fasste sie zusammen. Eine seiner Schriften ist das einzigartige Werk: „Des Hochwürdigen Herrn Dechant, Gerhard Faber, Lebenszüge und Stiftungen“ von 1832, eine Würdigung dessen segensreichen Wirkens.
Interessanter Gedenkstein
Die heutige Zeit
Am 17. November 2005 beschloss das Stiftungskuratorium wiederum eine neue Satzung, welche am 7. April 2006 von der neu zuständigen Stiftungsbehörde, dem Bischöflichen Generalvikariat Trier, genehmigt wurde und am 4. September 2006 in Kraft trat. Zudem bekam die Faber’sche Studienstiftung einen neuen Namen: Gerhard-Faber-Stiftung.
Zudem unterstützt die Stiftung alljährlich die Bolivienkleidersammlung in der Pfarrei Waxweiler dahingehend, dass sie das zentrale Sammelfahrzeug zur Verfügung stellt, was auch von einem Kuratoriumsmitglied gefahren wird. Die Stiftung finanziert weiterhin unter anderem alljährlich die Nebenkosten pfarrlicher Angebote wie die Verköstigung der Brudermeister (Vorbeter) der „Fußwallfahrt Prüm-Waxweiler zur Echternacher Springprozession“ am Pfingstsonntag nach der Schlussandacht in Waxweiler, das Frühstück nach der Vogelstimmenwanderung unter der Napoleonseiche im Roßbachtal bei Mauel und die 300 Martinswecken zur Verteilung an die Kinder nach dem Martinszug in Waxweiler. Im Jahr 2014 hat sich die Stiftung dankenswerterweise, aufgrund der zu hohen Kosten für die Pfarreien alleine, in hohem Maße finanziell an der Anschaffung der neuen Gotteslobe und der neuen Orgelbücher für die Pfarreiengemeinschaft beteiligt.
Das Stiftungskuratorium besteht aus dem Pfarrer von Waxweiler als Vorsitzendem sowie vier weiteren Mitgliedern. Diese werden vom Verwaltungsrat der Pfarrei Waxweiler für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Nach der ordnungsgemäßen Wahl im Jahr 2014 besteht das Stiftungskuratorium (Amtsperiode 2014-2022) aus den folgenden Personen: Pfarrer Georg Josef Müller (Vorsitzender), Bernhard Habscheid, Peter Philippe, Peter Zensen und Johann Zirbes.
Text und Fotos zusammengestellt von: Michael Fischer, Pfarrei Waxweiler